Einladung, Programm und Texte - Berlin 2008
 
 
 

 

 
 
 
 
 
Mehrere hundert Menschen waren hier vor einem Jahr versammelt, als das Denkmal der grauen Busse unter großer medialer Beachtung der Öffentlichkeit übergeben wurde. Ich habe damals als Vertreterin des Runden Tisches, von dem die Initiative zur Aufstellung ausging, meine erste öffentliche Rede gehalten. Nicht nur deshalb war ich aufgeregt. Mit der Aufstellung des Busses war ein wichtiger Schritt getan worden, um an diesem - so unwürdigen - Gedenkort ein deutlich sichtbares Zeichen des Erinnerns zu setzen. Die geschichtliche Bedeutung des Ortes , der bis dahin eher ein Symbol für das Verdrängen, Verschweigen und Vergessen der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen war, wurde durch den Grauen Bus plötzlich sichtbar gemacht. Wir alle wussten schon damals, dass das Denkmal als Transportmittel der Erinnerung irgendwann „weiterfahren“ würde. Trotzdem empfinde ich den Abbau heute als Verlust. Natürlich ist es wichtig, dass der Bus weiterfährt, um die Erinnerung in Bewegung zu halten. Hier aber hinterlässt er eine Lücke. Aus meiner Sicht war er der einzige Bus, der hier einen Sinn gemacht hat. Er passte in doppelter Bedeutung an diese - ihrem ursprünglichen Zweck nach überholte - völlig überdimensionierte Bushaltestelle.
So bleibt mir zum Schluss, dem Bus eine gute Reise zu wünschen. Möge er die Erinnerung weitertransportieren und überall da, wo er steht, in den Köpfen der Menschen etwas bewegen.
Angesichts seines Verschwindens aus Berlin bewegt mich heute vor allem eine Frage: Was wird aus diesem Ort werden? Ich hoffe, dass der Bus eine Spur im Gedächtnis der Menschen hinterlassen hat und die Erinnerung an ihn dabei helfen kann, dass dieses Areal hier in absehbarer Zeit zu einem würdigen Gedenk- und Dokumentationsort umgestaltet wird.
Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt.“ (Roman Herzog)