Ab Juni 2017 im Buchhandel: Neue Publikation zum Themenkreis der „Euthanasie“

 

 

Ab Juni 2017 im Buchhandel: Neue Publikation zum Themenkreis der „Euthanasie“

Vergangen? Spurensuche und Erinnerungsarbeit - Das Denkmal der Grauen Busse.

Verlag Psychiatrie und Geschichte, Zwiefalten 2017 / ISBN: 978-3-931200-25-1

 

 

 

 

 

 

 


 

Vergangen? Spurensuche und Erinnerungsarbeit - Das Denkmal der Grauen Busse.

 

Mit Beiträgen von Aleida Assmann, Susanne C. Knittel, Thomas Müller, Paul-Otto Schmidt-Michel, Franz Schwarzbauer, Cesare Ciacobazzi, Stefanie Endlich, James E. Young, Michael von Cranach, Horst Hoheisel, Andreas Knitz, Thomas Stöckle, Jane Holtewert / Verlag Psychiatrie und Geschichte, Zwiefalten 2017 / ISBN: 978-3-931200-25-1

 

Neue Publikation zum Themenkreis der „Euthanasie“

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wir möchten Sie auf eine neue Publikation über die Erinnerungskultur an die Opfer der sogenannten Euthanasie hinweisen. Ein zweifacher Anlass dieser Publikation ist hier zu nennen: Zum Einen ist eine vorausgehende und beachtete Publikation vergriffen (es handelt sich um die Publikation: Das Denkmal der Grauen Busse. Erinnerungskultur in Bewegung, hrsg. von ZfP Südwürttemberg, Stadt Ravensburg und Landschaftsverband Rheinland, erschienen in Zwiefalten 2012) Zum zweiten jährt sich zum 10. Mal die Übergabe des Denkmals der Grauen Busse an die Öffentlichkeit in Ravensburg. Das Mahnmal in Erinnerung an die Opfer der sog. »Euthanasie«-Aktion 1940/41 in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Weissenau wurde am 27. Januar 2007 der Öffentlichkeit übergeben.

Die hier angekündigte Publikation umfasst neben der Dokumentation der Wanderung
dieses Mahnmals kritische Beiträge zur Erinnerungspolitik in Verbindung mit den nationalsozialistischen Verbrechen aus dem In- und Ausland.

 

Zunächst zum Anlass der Beschäftigung mit diesem Thema, dem genannten Denkmal:
Das Denkmal der Grauen Busse ist ein »zweigeteiltes Erinnerungszeichen« (Horst Hoheisel / Andreas Knitz); es besteht aus zwei identischen Nachbildungen jener Transportbusse der sogenannten »Gemeinnützigen Krankentransport GmbH« (GeKraT), mit denen die Patienten in den 1940 und 1941 in die Tötungsanstalten gebracht wurden. Je 75 Tonnen schwer, massiv und in der Mitte durchgeschnitten, mit der Inschrift: Wohin bringt ihr uns? Skulpturen aus Beton. Mit diesem Denkmal soll der Opfer gedacht werden; aber auch Tat und Täter werden durch die Form des Busses reflektiert. Während der eine Bus seitdem die Alte Pforte der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Weißenau blockiert, sollte der zweite, mobile Bus das Gedenken in die Region tragen. Dieser zweite Bus ist inzwischen mehr als sechstausend Kilometer bewegt worden; er hat gleichzeitig Bewegung in eine etwas erstarrte Überlieferung gebracht. Denn die Ermordung psychisch kranker und geistig behinderter Menschen in der Psychiatrie der NS-Zeit wird zum Teil bis heute nur verschämt angesprochen und zum Teil noch immer verschwiegen. Das Denkmal der Grauen Busse ist in den letzten Jahren hier zu einem ›ikonographischen Symbol‹ (Reinald Purmann) für die Opfer der sog. »Euthanasie«-Aktion geworden, zu einer Art Kernsymbol für die Erinnerungskultur an die »T4«-Aktion.

 

Die Beiträge dieser Publikation berühren drei Aspekte. Zum einen geht es darin um die historische und medizinhistorische Auseinandersetzung mit dem Thema Euthanasie, und zu dieser Geschichte gehört auch die verdrängte Nach-Geschichte, deren Schatten bis in die Gegenwart reichen. Im Zentrum weiterer Beiträge steht die Frage, ob und wenn ja: welche künstlerischen Antworten gefunden werden können, um der Opfer von Gewalt und Terror zu gedenken. Einen dritten Teil stellt die Dokumentation dar, an denen der mobile Bus mittlerweile temporär gewesen ist.

 

Als »unruhiges und unfertiges Denkmal« charakterisiert Aleida Assmann das Denkmal der Grauen Busse; indem sie die Gestalt, Performanz und Rezeption dieses ungewöhnlichen Kunstwerks beschreibt, ordnet sie es gleichzeitig in die Geschichte und Funktion von Denkmälern im 20. und 21. Jahrhundert ein.

Ein anderes, aber nicht realisiertes Werk von Horst Hoheisel und Andreas Knitz steht im Mittelpunkt des Beitrags von Stefanie Endlich: Indem sie die »Herausforderungen eines schwierigen Ortes«, nämlich der Villa Tiergartenstraße 4, untersucht, lotet sie die Qualitäten aus, welche der Wettbewerbsentwurf von Horst Hoheisel, Andreas Knitz und Christian Feustel beanspruchte, der indes für die nationale »Euthanasie«-Gedenkstätte in Berlin nicht realisiert wurde.

Auf weitere, insbesondere frühere Arbeiten von Horst Hoheisel lenkt James E. Young seinen Blick und erläutert so den Begriff des ›Gegen-Denkmals‹ (counter-monument).

 

Nicht Denkmäler, sondern literarische Vergegenwärtigungen des Holocaust sind Gegenstand des Beitrags von Franz Schwarzbauer; dabei konzentriert sich der Essay auf zwei Romane, die ganz unterschiedliche Formen der Erinnerung repräsentieren: auf den Roman Götz und Meyer von David Albahari sowie auf Dora Bruder von Patrick Modiano. Dies berührt auch den nachfolgenden Beitrag von Cesare Giacobazzi, der anhand des Theaterstücks T4. Ophelias Garten die Dimensionen des Unmenschlichen und der Gewalt aufzeigt.

Susanne Knittel widmet sich in ihrem Beitrag dem Thema des »Unheimlichen«, wobei sie den Begriff durchaus im Rückgriff auf Freud bestimmt; ihre Annäherung an den Tötungsort der „Euthanasie“ – Grafeneck – gerät auf überraschende Art und Weise autobiografisch.

In einem persönlichen Rückblick verbindet Michael von Cranach seine beruflichen Erfahrungen mit der schwierigen Nachkriegsgeschichte der Psychiatrie: »Psychiatriereform und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.« Dabei wird deutlich, wie die Aufarbeitung der verdrängten Vergangenheit erst die Voraussetzungen einer reformorientierten psychiatrischen Praxis geschaffen hat.

 

Wie sich die psychiatrische Klinik in Ravensburg-Weissenau (ZfP Südwürttemberg) bemüht, die eigene Geschichte der NS-Zeit aufzuarbeiten, schildern Thomas Müller und Paul-Otto Schmidt-Michel. Darauf hat das heutige ZfP Südwürttemberg mehrere Antworten gefunden: von der professionellen Forschung über die museale Darstellung bis zu vielfältigen Formen der Öffentlichkeitsarbeit.

 

Weiter zurück in die Vergangenheit führt der Beitrag von Paul-Otto Schmidt-Michel:
»Briefe von Angehöri­gen an die Opfer der Aktion T4«. Am Beispiel von 140 Frauen aus
der Anstalt Bedburg-Hau, die 1940 in die Anstalt Zwiefalten deportiert und später in Grafeneck ermordet wurden, untersucht er die konkreten historischen Begleitumstände,
unter denen die Aktion T4 geschah.

 

In einem weiteren Beitrag wendet sich Schmidt-Michel den Gasmorden in mobilen Bussen an Kranken durch die nationalsozialistischen Einsatzgruppen und die Wehrmacht im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion ab 1941 zu.

 

In einem Nachwort beschreiben die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz ihre Erfahrungen bei der Entwicklung, Aufstellung und zehnjährigen Reisebegleitung des Denkmals der Grauen Busse:

 

»Erinnerung ist ein Prozess. Sie schafft Bilder, vergisst Bilder, verändert sich ständig, ist immer in Bewegung. Wahrscheinlich wollen wir sie deshalb so gerne in unbewegliche, feststehende Monumente aus Stein und Bronze bannen und für die Ewigkeit dort fixieren«.

 

So notwendig solche ›ewigen Monumente‹ sind, um dem Gedenken eine feste Form zu geben, so sinnvoll scheint der andere, ergänzende Prozess, den das mobile Denkmal der Grauen Busse stets von neuem auslösen konnte.

 

 

 

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung bei H-Soz-Kult von:

Jasmin Nicklas, Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte, Universität des Saarlandes


Psychischen Erkrankungen haftet auch im 21. Jahrhundert ein negatives Stigma an. Die betroffenen Menschen haben weiterhin mit Vorurteilen zu kämpfen - trotz der zunehmenden medialen Präsenz von seelischen Leiden. Auch in der wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen spielten die Morde - im Rahmen der "Aktion T4" und der "dezentralen Euthanasie" - an psychisch Kranken oder als solche deklarierten Personen bis in die 1980er-Jahre hinein eine untergeordnete Rolle. Umso wichtiger sind daher Publikationen, in deren Zentrum die Erinnerungsarbeit an diese Gräueltaten sowie deren zaghafte Aufarbeitung in der Nachkriegszeit stehen. "Vergangen? Spurensuche und Erinnerungsarbeit - Das Denkmal der Grauen Busse" trägt einen entscheidenden Mehrwert zum Aufarbeitungsdiskurs über die (anfangs) vergessenen Opfer des Nationalsozialismus bei. Der Sammelband, den Thomas Müller, Paul-Otto Schmidt-Michel und Franz Schwarzbauer herausgegeben haben, ist ein Kooperationsprojekt der historischen Forschungsabteilung des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) und des Kulturamtes der Stadt Ravensburg. Bereits die Zusammensetzung des Herausgebergremiums - Müller ist Leiter der historischen Forschungsabteilung am ZfP, Schmidt-Michel war früherer ärztlicher Direktor des ZfP, Schwarzbauer arbeitet als Amtsleiter des Kulturamtes der Stadt Ravensburg - spiegelt die verschiedenen Blickwinkel wider, aus denen das Thema behandelt wird.

Im Fokus der Veröffentlichung steht das am 27. Januar 2007 errichtete und von Horst Hoheisel und Andreas Knitz entworfene "Denkmal der Grauen Busse": Die äußere Form des Denkmals entspricht den Transportbussen der "Gemeinnützigen Krankentransport GmbH" (GeKrat), die zwischen 1940 und 1941 Psychiatriepatienten aus Heil-und Pflegeanstalten in die Gaskammern der sechs zentralen Tötungszentren der "Aktion T4" (Grafeneck, Bernburg, Hartheim, Pirna, Brandenburg und Hadamar) verschleppten. Die in Beton gegossene Erinnerungsfigur ist zweigeteilt: Ein festinstallierter Bus versperrt die ehemalige Hauptzufahrt der Heil- und Pflegeanstalt Weissenau.

Der zweite Teil des Denkmals, der in Form und Gewicht mit dem ersten Bus übereinstimmt, reist durch die Bundesrepublik, um die Erinnerung an die Geschichte der Ermordeten und ihrer Mörder wachzurütteln. Die Autorinnen und Autoren binden ihre Reflexionen über den nationalsozialistischen Massenmord ausnahmslos an das "Denkmal der Grauen Busse", betten diese jedoch in einem der drei thematischen Schwerpunkte des Bandes ein: 1. in der historischen bzw. medizinhistorischen Auseinandersetzung, 2. in der künstlerischen Auseinandersetzung, 3. in Reiseberichten über den mobilen Teil des Denkmals. Aus dieser thematischen Vielfalt entstehen die größten Stärken des Sammelbandes - die Interdisziplinarität sowie die Multiperspektivität.

Die erste Kategorie der historisch-medizinischen Aufarbeitung eröffnet Aleida Assmann mit dem Aufsatz "Die Grauen Busse - ein unruhiges und unfertiges Denkmal" (S. 19-28). Sie definiert darin einen neuen Denkmaltypus: das "unfertige Denkmal". Als ein "besonders eindrückliches Beispiel" dieses Denkmaltypus sieht sie auch die "Grauen Busse". "[...] der neue Typ eines 'unfertigen Denkmals' entstand, das nicht in sich selbst autonom ist und in seiner einmal gefundenen Form erstarrt, sondern das Handlungen auslöst, in Aktivitäten eingebettet ist, Vorbereitungen erfordert und Konsequenzen zur Folge hat." (S. 21f.) Die "Grauen Busse" leisteten, so die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, einen wichtigen Beitrag zur überregionalen Sichtbarmachung der Gräueltaten, die während des Nationalsozialismus an Menschen mit psychischen Erkrankungen verübt wurden. Besonders das Konzept des unfertigen Denkmals führe zu einer Mobilität im zweifachen Sinne: Nicht nur das Denkmal selbst wird von Ort zu Ort bewegt, auch die Bevölkerung muss sich bewegen, das heißt sich damit auseinandersetzen, um die verdrängte lokale Geschichte, die der "Graue Bus" sichtbar macht, aufzuarbeiten. Assmanns Aufsatz ist in zweierlei Hinsicht ein Gewinn für die Publikation - einerseits trägt die präzise Analyse des Denkmaltypus dazu bei, den Leserinnen und Lesern seine Funktionsweise zu vermitteln. Andererseits ist er eine gelungene Verknüpfung zwischen der (Nicht-)Erinnerungsgeschichte an den ersten systematischen nationalsozialistischen Massenmord und dessen Darstellungsform als Denkmal. Die Entscheidung, Assmanns Aufsatz an den Anfang des Sammelbandes zu stellen, hilft den Leserinnen und Lesern die folgenden Beiträge in dem von ihr eröffneten theoretischen Rahmen zu verorten.

Der Aufsatz "Erinnern und Gedenken - Wie begegnet unsere psychiatrische Klinik unserer NS-Vergangenheit" (S. 55-67) von Thomas Müller und Paul-Otto Schmidt-Michel fällt ebenfalls in die Kategorie der historisch-medizinischen Auseinandersetzung. Die beiden Autoren beschäftigen sich mit der Vergangenheitsbewältigung im aktuellen Klinikalltag des ZfP-Verbundes. Sie schildern den Prozesscharakter, der für die Erinnerungsarbeit unabdinglich ist, um sie lebendig zu erhalten. Das ZfP Südwürttemberg arbeitet daher in verschiedenen Projekten u.a. mit Schülerinnen und Schülern aber auch mit Angehörigen von Opfern der "Euthanasie"- und Zwangssterilisationsverbrechen zusammen. Neben den Schülerkooperationen gehen Schmidt-Michel und Müller auf die Forschungsarbeit des Klinikverbundes ein. Ein aktueller Schwerpunkt liegt dabei auf der Forschung zu Patientinnen und Patienten aus Norditalien, die im Zuge des Optionsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und Italien nach Württemberg deportiert wurden (S. 61).

Besonders lesenswert ist auch der Aufsatz von Michael von Cranach "Psychiatriereform und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Eine persönliche Erfahrung" (S. 201-210). Darin zeichnet er anhand seines eigenen beruflichen Werdegangs die Dialektik der systematischen Verdrängung innerhalb des deutschen Psychiatriewesens und der aufkeimenden Erinnerungsarbeit einer jungen Generation von Psychiatern nach. Cranach liefert darin eine sehr persönliche Perspektive auf die Entwicklung der deutschen Psychiatrie (ohne wissenschaftliche Analyse), die den Sammelband hervorragend um die Sicht eines Mediziners ergänzt.

Zum zweiten Schwerpunkt des Bandes, der künstlerischen Auseinandersetzung mit den "Euthanasie"-Verbrechen, gibt es insgesamt vier Aufsätze. Davon sticht besonders der Beitrag von James E. Young "Negativ-Orte und das Spiel mit dem Denkmal. Die Erinnerungsarbeiten von Horst Hoheisel und Andreas Knitz" (S. 177-197) hervor. Young präsentiert ausgehend von den Arbeiten der beiden Künstler das Konzept der "Gegen-Monumente: geradezu schmerzhaft selbstbewusste Denkmalorte, entworfen, um die Voraussetzungen ihrer eigenen Existenz in Frage zu stellen." (S. 181) Künstler, die diese Art von Denkmalen erschaffen, gehen davon aus, dass das Aufstellen von Monumenten, nicht aus dem Bedürfnis erwächst, sich der Geschichte zu erinnern, sondern aus dem Verlangen entsteht, die Geschichte als abgeschlossen darzustellen. Als eine Geschichte also, die mit dem Bau des Denkmals von der Bevölkerung nicht mehr aktiv erinnert werden müsse. Gegen-Denkmäler (oder nach Assmann, "unfertige Denkmale") fordern indes die Zivilgesellschaft dazu auf, sich aktiv mit dem Gedenken auseinanderzusetzen. Neben dem Denkmal der "Grauen Busse" beschäftigt sich Young auch mit weiteren Projekten von Hoheisel und Knitz, u.a. mit dem Entwurf Hoheisels für das Holocaust-Mahnmal. Er schlug vor, das Brandenburger Tor zu zermahlen und den entstandenen Schutt zu zerstreuen, sodass eine Leerstelle entstünde, die symbolisch das Fehlen der sechs Millionen ermordeten europäischen Juden sichtbar machen solle. Young verweist darauf, dass die Auseinandersetzung um die Denkmalentstehung ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Erinnerungs- und Aufarbeitungsprozesses sei.

Weitere realisierte Denkmalarbeiten der Künstler Hoheisel und Knitz, die Young in seinem Beitrag analysiert, sind der Aschrottbrunnen in Kassel (Hoheisel), die Denksteinsammlung (Hoheisel) sowie das Denkmal in der Gedenkstätte Buchenwald (Hoheisel und Knitz).

In der dritten und letzten Kategorie, den Reiseberichten des mobilen "Grauen Busses", stellen die Beitragenden die Erinnerungs-Dynamiken vor, die an den "Halte-Stellen" des Denkmals entstanden sind und weiter entstehen. Reinald Purmann berichtet vom Erinnerungsprozess, den der "Graue Bus" in Berlin in Gang setzte: ein eigenes Denkmal für die Opfer von "Euthanasie" und Zwangssterilisation entstand am Standort der ehemaligen Villa in der Tiergartenstraße 4. Neben den zahlreichen kürzeren Reiseberichten liefert Thomas Stöckle, der Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, einen längeren Bericht über den Halt und die Dynamik des "Grauen Busses" am Schlossplatz in Stuttgart.

"Vergangen? Spurensuche und Erinnerungsarbeit" bietet spannende und interdisziplinäre Analysen zum Prozess der Erinnerung ausgehend vom Denkmal der "Grauen Busse". Insbesondere die Vielfalt der verschiedenen Autorenperspektiven bereichert den Band und schärft den Blick der Leserinnen und Leser für die Bedeutung der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, um die Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wünschenswert wäre eine abschließende Betrachtung der Herausgeber gewesen. Allerdings gilt auch hier das Argument, Menschen zum Nachdenken und Reflektieren anregen zu wollen. Denn nur so kann aktive Auseinandersetzung funktionieren.

Januar 2018


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Alexander Korb

 

 

Die Rezension ist hervorgegangen aus der Kooperation mit dem Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung. (Redaktionelle Betreuung: Jan Hansen, Alexander Korb und Christoph Laucht)

 

 

URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2018-1-027

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Buchbesprechung „Das Denkmal der Grauen Busse“

Erschienen am Samstag, den 27. Januar 2018 im Reutlinger General-Anzeiger

Mit freundlicher Genehmigung des Reutlinger General-Anzeigers ©