Gedenkfeier am 27. Januar 2007 PDF Drucken E-Mail
Einladung Gedenktag / Programm (pdf)


Präsentation im Schwörsaal
Buch zum Mahnmal: Erinnern und Gedenken
RAVENSBURG (zfp) – „Erinnern und Gedenken – Das Mahnmal Weißenau und die Erinnerungskultur in Ravensburg“ ist der Titel des Buches, das der Ärztliche Direktor Professor Dr. Paul-Otto Schmidt-Michel des Zentrums für Psychiatrie Die Weissenau (ZfP), der städtische Kulturreferent Dr. Franz Schwarzbauer und Stadtarchivar Dr. Andreas Schmauder herausgegeben haben. In der Reihe „Historische Stadt Ravensburg“ zeichnet es auf, wie das Weissenauer Mahnmal aus einem Künstlerwettbewerb entstanden ist. Andere Beiträge widmen sich der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und der Gedenkkultur in Ravensburg.
Das Buch wird öffentlich vorgestellt am Freitag, 26. Januar, 19 Uhr, im Schwörsaal.
 

PRESSEMITTEILUNG 1
 
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
ZfP und Stadt erinnern an ermordete Patienten
RAVENSBURG – Eine Gedenkfeier für die Opfer der „Euthanasie-Aktion“ veranstalten die Stadt Ravensburg und das Zentrum für Psychiatrie Die Weissenau (ZfP) gemeinsam am Samstag, 27. Januar. Die Feier beginnt um 16 Uhr im Festsaal und endet mit der offiziellen Übergabe des Mahnmales.
 
„Wohin bringt ihr uns?“ So lautet der Titel der Gedenkveranstaltung für die 691 Weissenauer Psychiatriepatienten, die die Nationalsozialisten in ihrer so genannten „Euthanasie-Aktion“ in den Jahren 1940 und 1941 ermordeten.
 
Das „Berliner Requiem“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, aufgeführt von Stadtorchester und VocalCollegium Ravensburg unter der Leitung von Musikdirektor Harald Hepner, steht am Beginn der Veranstaltung. Solisten sind Agirdas Drevinskas, Tenor, und Karsten Mewes, Bariton.
 
Einem Gedenkwort von Ministerin für Arbeit und Soziales Dr. Monika Stolz, MdL, schließt sich ein Vortrag über Gedenkkunst von Professor Dr. Stefanie Endlich, Berlin, an. Die Professorin spricht „Über die Schwierigkeit, sich der NS-Geschichte durch Kunst zu nähern“.
 
691 Glockenschläge erinnern an die 691 ermordeten Weissenauer Patienten, während die Besucher zum Mahnmal gehen. Die Ansprache zur Übergabe des von den Künstlern Horst Hoheisel und Andreas Knitz geschaffenen Denkmals der grauen Busse hält Oberbürgermeister Hermann Vogler. Gemeinsam mit ZfP-Geschäftsführer Wolfgang Rieger legt er einen Kranz für die Opfer nieder.

 
PRESSEMITTEILUNG 2
 
Denkmal der grauen Busse
Zurück kamen lediglich ihre Kleider
RAVENSBURG (zfp) – „Wohin bringt ihr uns?“ So fragten Patienten, die in den Jahren 1940 und 1941 in grauen Omnibussen aus den Heil- und Pflegeanstalten abgeholt wurden und in Tötungsanstalten von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Als Inschrift prägt dieses Zitat die Omnibussen, die die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz zur Erinnerung an die Opfer der „Euthanasie-Aktion“ geschaffen haben. Am Samstag, 27. Januar, wird das Denkmal bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im Zentrum für Psychiatrie Die Weissenau (ZfP) offiziell übergeben.
 
Das „Denkmal der grauen Busse Weißenau“ erinnert an die ermordeten Opfer der „Euthanasie-Aktion“ 1940/41.Der so genannten „Euthanasie-Aktion" der Nationalsozialisten fielen während des Zweiten Weltkriegs rund 200000 psychisch Kranke und Behinderte zum Opfer. Sie galten als „lebensunwert“. Allein in den staatlichen Heilanstalten starben bis Kriegsende mindestens 90000 Patienten durch Hunger und schlechte Versorgung oder sie wurden mit Medikamenten ermordet.
 
Mehr als 70000 Männer, Frauen und Kinder wurden 1940/41 in der Geheimaktion "T 4" in sechs Vernichtungsanstalten vergast. In der Tiergartenstraße Nr. 4 in Berlin – daher die Abkürzung "T 4" - wurde der Massenmord zentral organisiert. In Grafeneck bei Münsingen, der ersten dieser sechs Anstalten, kamen 10654 Menschen ums Leben. Das Personal dieser Tötungsanstalt arbeitete später in den Vernichtungslagern von Auschwitz, Treblinka, Sobibor und Belcek.
 
Aus der Heilanstalt Weissenau wurden 1940/41 in elf Omnibustransporten 691 Patienten nach Grafeneck deportiert. Zurück kamen lediglich ihre Kleider.
 
Es gibt kaum eine größere Gemeinde in Deutschland, in welcher nicht Opfer des organisierten Krankenmordes zu beklagen sind.
Psychisch Kranke und Behinderte waren die ersten Opfer eines systematischen, von langer Hand vorbereiteten Ausrottungsplans, der sich zunächst gegen Kranke und später auch gegen vom NS-Regime als rassisch minderwertig verleumdete Personengruppen wie Juden, Sinti oder Homosexuelle richtete.
 
Die Stadt Ravensburg und das ZfP erinnern mit dem "Denkmal der Grauen Busse" an die Todestransporte der Patienten. Geschaffen haben es die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz. Ein in Originalgröße in Beton gegossener Bus des gleichen Typs, wie er 1940 das Tor der Heilanstalt Weissenau zu den Todesfahrten nach Grafeneck verließ, erinnert an den Massenmord. Dem Denkmalsbus eingeschrieben ist das Zitat eines Patienten: „Wohin bringt Ihr uns?“
 
Ein zweiter, identischer Denkmalbus soll im Laufe der Jahre seinen Standort ändern: entlang der Strecke nach Grafeneck, aber auch in andere Orte, an denen der Opfer der „Euthanasie-Aktion" gedacht werden soll. Seinen ersten Platz hat er vor dem Berufsschulzentrum in der Ravensburger Gartenstraße erhalten. Er wird am Samstag, 27. Januar, um 11 Uhr errichtet. Dafür muss die Gartenstraße in Richtung Weingarten teilweise gesperrt werden. Mit Verkehrsbehinderungen ist zu rechnen.
 
 
 
Heike Engelhardt
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pressesprecherin
Südwürttembergische Zentren für Psychiatrie
Bad Schussenried, Weissenau, Zwiefalten
 
Telefon 0751/7601-2798
 
Die Weissenau
Weingartshofer Str. 2
88214 Ravensburg