Das Denkmal in Chemnitz
Das Denkmal der Grauen Busse - ein Symbol der Erinnerung und Mahnung – wird im Kulturhauptstadtjahr 2025 in Chemnitz durch die SFZ Förderzentrum gGmbH sichtbar gemacht.
Vom 27. Januar bis 3. Dezember 2025 erinnert das Denkmal der Grauen Busse vor der Einrichtung in der Flemmingstraße 8c an die behinderten Menschen der ehemaligen „Königlich-Sächsischen Landeserziehungsanstalt für Blinde und Schwachsinnige Chemnitz-Altendorf“, die den Krankenmorden der „Aktion T4“ im Nationalsozialismus zum Opfer fielen.
Die 1905 gegründete „Königlich Sächsische Landeserziehungsanstalt für Blinde und Schwachsinnige Chemnitz-Altendorf“ integrierte neben der Blindenbildung auch die Erziehung von Schwachsinnigen. Mit Eröffnung der Einrichtung wurden 250 Blinde und 550 Schwachsinnige aufgenommen. Schwachsinnig war ein üblicher Begriff für geistig behinderte Menschen. Die Landeserziehungsanstalt war weniger als Versorgungs- und Pflegeanstalt gedacht, sondern hatte die Bestimmung junge behinderte Menschen zu erziehen und sie zur Erwerbsfähigkeit heranzubilden.
Mit Beginn des Nationalsozialismus setzten drastische Veränderungen in der Landeserziehungsanstalt ein. Die Erziehung und Bildung der schwachsinnigen Zöglinge wurden systematisch eingestellt. Die Schwachsinnigenabteilung gewann zunehmend den Charakter einer Pflegeanstalt, die Zöglinge wurden zu Patienten erklärt.
Gesamtansicht der Königlichen Landeserziehungsanstalt zu Chemnitz
(Quelle: Deutsche Blindenanstalten in Wort und Bild, Halle a.S. 1913)
Zu den im Oktober 1939 erfassten Heil – und Pflegeanstalten in ganz Deutschland gehörte auch die Landeserziehungsanstalt in Chemnitz-Altendorf.
Aufgrund der 688 eingegangenen Meldebögen aus der Altendorfer Anstalt wurden die in der Pflegeabteilung betreuten Patienten im Mai 1940 verlegt und ihre Ermordung vorbereitet.
Zur besseren Tarnung wurden die Patienten zunächst in „Zwischenanstalten“ (Arnsdorf, Waldheim, Großschweidnitz, Zschadraß) gebracht und erst von dort in die „Sonderanstalten“, so wurden die Tötungsanstalten bezeichnet, abtransportiert. Die Patiententransporte in die Tötungsanstalten erfolgten in grau angestrichenen Bussen der Gekrat GmbH. In der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein wurden nachweislich mindestens 243 Menschen aus der Altendorfer Landeserziehungsanstalt, darunter viele Kinder und Jugendliche, mit Kohlenmonoxid umgebracht.
Die SFZ Förderzentrum gGmbH ist heute ein modernes Kompetenzzentrum, das Rehabilitation, Bildung und Beschäftigung für Menschen mit Seheinschränkung, Blindheit und Autismus bietet. Dazu gehört auch die Aufarbeitung der Geschichte der Einrichtung.
An die Zeit des Nationalsozialismus und an die Opfer der „Euthanasie“ erinnert ein Ort des GEDENKENS im Gelände des heutigen Rehabilitationszentrums. 2007 wurde in Zusammenarbeit mit Chemnitzer Künstlern das Denkmal GEDENKEN auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof eröffnet. 2019 wurde mit der Verlegung von zwei Stolpersteinen an die Opfer der „Euthanasie“ aus der ehemaligen Landeserziehungsanstalt erinnert.
Im Projekt „Unantastbar Mensch“ soll der Ort des GEDENKENS zum inklusiven Lern- und Gedenkort weiterentwickelt werden.
Das Denkmal der Grauen Busse ist ein weiterer Teil der Auseinandersetzung mit der Geschichte der ehemaligen Landeserziehungsanstalt für Blinde und Schwachsinnige.
Das Denkmal der Grauen Busse bietet die Möglichkeit, sowohl die Opfer zu ehren als auch auf die Bedeutung von Inklusion und demokratische Werte hinzuweisen.
Vor allem junge Menschen sollen ermutigt werden, Fragen zur Geschichte zu stellen und Bezüge zu ihrem Leben zu finden. Die Vergangenheit kritisch reflektieren, Verantwortung übernehmen und sich für Toleranz und Respekt einsetzen, um eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern – das sind die Ziele der Bildungsangebote.
Eine Wanderausstellung begleitet das Denkmal der Grauen Busse und wird im SFZ Förderzentrum, in Chemnitzer Schulen und in öffentlichen Gebäuden zu sehen sein.
Der historische Teil der Ausstellung kann in den Räumen in der Rudolf- Krahl- Straße 60 besichtigt werden.
Weitere Informationen zum Begleitprogramm und zum inklusiven Lern- und Gedenkort finden Sie unter www.unantastbarmensch.de