„Das Gedächtnis der Gleise“ / “The Rail Track of Remembrance” Kassel 2015 PDF Drucken E-Mail

Vom Kasseler Hauptbahnhof wurden in den Jahren 1941 und 1942 etwa 2.500 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Kassel und dem gesamten Regierungsbezirk in Ghettos und Vernichtungslager deportiert. Nur wenige von ihnen überlebten.

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Kassel hat im Januar 2014 angeregt, dass am ehemaligen Abfahrtsgleis der Züge eine angemessene Gestaltung zum Gedenken an die Deportationen erfolgen sollte.

Mit dem von Dr. Horst Hoheisel gestalteten Kunstwerk „Gedenkort: Gleis 13/14 – Das Gedächtnis der Gleise“, das mit Unterstützung der Deutschen Bahn AG, der Gedenkstätte Breitenau sowie zahlreicher Förderer realisiert werden konnte, soll nun an historischem Ort der deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden gedacht werden.

 

Zur Einweihung des Gedenkortes laden wir Sie und Ihre Begleitung herzlich ein.

Mittwoch, 9. Dezember 2015, 14 Uhr Gleis 14 des Kulturbahnhofes Kassel, Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel

 

Mehr Information - Plakat "Das Gedächtnis der Gleise"

 

 

 

 

 

Approximately 2,500 Jewish women, men and children were deported to ghettos and extermination camps from Kassel and the surrounding county. Only a few survived.

Kassel Town Council voted to create an appropriate and suiting form of memorial in memory of the deportations at the former platform from where the trains left Kassel. This was achieved with the help of artist Dr. Horst Hoheisel’s “Memorial Platform 13 & 14 – “The Rail Track of Remembrance” and through the support of German Railways, Breitenau Memorial Centre and numerous further sponsors.

It is - at this historic site - dedicated to the memory of all the deported and murdered Jewish women, men and children.

You are cordially invited to the inauguration ceremony on Wednesday, December 9th, 2015 at 2 p.m.

Platform 14 of Kassel’s Station of Culture, Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel

More Information - Poster "The Rail Track of Remembrance"

 

 

 

 

Man muss den ganzen Bahnsteig bis ans Ende entlang wandern, um die über tausend Namen zu lesen. Sie sind nicht alphabetisch geordnet. Jeder steht für sich. Die Namen sind dem Gedenkbuch entnommen: „Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933-1945“ (Beate Kleinert und Wolfgang Prinz).
The visitor has to walk along the entire platform to read the more than thousand names. They are not in alphabetical order. Each stands for him- or herself. The names are from the memorial book titled Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933-1945 by Beate Kleinert and Wolfgang Prinz. Von den drei Deportationen aus Kassel sind bisher keine Fotos bekannt, aber von dem „Abtransport“ der jüdischen Menschen vom Hanauer Hauptbahnhof am 30. Mai 1942 nach Kassel, von wo sie dann am 1. Juni 1942 gemeinsam mit weiteren jüdischen Familien zur Vernichtung nach Majdanek und Sobibor deportiert wurden, gibt es eine außergewöhnliche Fotoserie. Sie besteht aus 19 Fotos, die der Fotograf der Hanauer Bildstelle, der Lehrer Franz Weber, aufgenommen hat. Die Fotos dokumentieren die einzelnen Schritte der Deportation und sind möglicherweise im Auftrag der Gestapostelle Kassel gemacht worden, die in Hanau eine Außenstelle hatte. Sie zeigen auch auf eine erschreckende Weise, wie die Deportationen in das „Alltagsleben“ während der NS-Zeit einbezogen waren, denn auf den anderen Bahnsteigen warteten zahlreiche Menschen auf ihre Züge und beachteten das Geschehen kaum. (Quelle des Fotos: Medienzentrum Hanau)

Auf diesem Foto ist zu sehen, wie die Jüdinnen und Juden vom Bahnsteig aufbrechen, um mit ihrem Gepäck in den Zug zu steigen. Sie tragen fast alle Wintermäntel und haben die wenigen Habseligkeiten, die sie mitnehmen durften, in große Rucksäcke und Koffer verpackt. In der Mitte des Bildes befindet sich die 17jährige Hannelore Stein aus Rückingen. Zwei Gendarme bewachen und beobachten das Geschehen. Insgesamt waren in diesem Zug von Hanau nach Kassel 86 jüdische Menschen. Der Forscherin Monica Kingreen ist es gelungen, zahlreiche Personen auf den Fotos zu identifizieren. Von den Menschen auf den Fotos hat, bis auf Robert Eisenstädt aus Hanau, keiner überlebt. Sie wurden alle gemeinsam mit den über 900 anderen Deportierten des zweiten Deportationszuges in Majdanek und Sobibor ermordet. (Vgl. Monika Ilona Pfeifer, Monica Kingreen: Hanauer Juden 1933-1945. Entrechtung, Verfolgung, Deportation, Hanau 1998.)

 

Until now, there are no known photographs of the three deportations from Kassel. However, there is a series of unique photographs of the ‘departure’ of Jews from Hanau Main Station to Kassel on May 30th, 1942. The Hanau Jews were then further deported along with other Jewish families to their deaths in Majdanek and Sobibor on June 1st, 1942.

The 19 photographs were shot by Franz Weber a Hanau teacher working for the Hanau town archive. They show the various stages of the deportation and were perhaps shot by order of the Kassel Gestapo that had an office in Hanau. In a shocking manner, they show how deportations were part of ordinary ‘day-to-day’ life during the Nazi era; one can see numerous passengers waiting for their train on another platform and taking no notice of what was going on near them. (Photograph from the Medienzentrum Hanau)

This photograph shows Jews leaving the platform with their luggage to climb onto a train. Nearly all of them are wearing winter coats and have put what little they are entitled to take with them in large rucksacks and suitcases. At the centre of the picture is 17-year-old Hannelore Stein from Rückingen. Two police officers acting as guards watch over the situation. Eight-six Jews were on this train from Hanau to Kassel. Researcher Monica Kingreen has succeeded in identifying many of the people on the photographs. All but Robert Eisenstädt from Hanau perished. All of them along with the more than 900 deportees on the second deportation were murdered in Majdanek and Sobibor. (See: Monika Ilona Pfeifer & Monica Kingreen: Hanauer Juden 1933-1945 – Entrechtung, Verfolgung, Deportation, Hanau 1998)Die Bilder:

Diese Fotos zeigen die Geschwister Hanna (u.re.) und Beate Ruth Speier (o.li.), die beide in Kassel geboren wurden. Gemeinsam mit ihren Eltern Josef und Rosi wurden sie im Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Hanna war zu dem Zeitpunkt elf und Beate Ruth zehn Jahre alt. Alle wurden im Verlauf der Deportation ermordet. (Kleinert, Prinz: Gedenkbuch, S. 159 f.)

Werner Diekhoff (u.li.) und Walter Plaut (o.re.) wurden in Naumburg geboren und lebten nach 1933 in Kassel. Gemeinsam mit Familienangehörigen wurden sie im Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert und ermordet. Werner und Walter waren zu dem Zeitpunkt 10 Jahre alt. (Kleinert, Prinz: Gedenkbuch, S. 184 und S. 226.) (Quelle der Fotos: Stadtarchiv Kassel)

 

The Photographs;
These photographs show the two sisters Hanna (d.r.) and Beate Ruth Speier (up.l.) from Kassel. They were deported along with their parents Josef and Rosi to the ghetto in Riga in December 1941. Hanna was 11 at the time, Beate Ruth 10 years old. All were murdered. (Kleinert, Prinz: Memorial Book, pp. 159)

Werner Diekhoff (d.l.) and Walter Plaut (up.r.) were born in Naumburg and lived in Kassel after 1933. They were deported along with other family members in December 1941 to the ghetto in Riga where they were murdered. Werner and Walter were 10 years old at the time. (Kleinert, Prinz: Memorial Book pp. 184 & 226.) / (Photos: Kassel Town Archive)